:: Grasshoppers - FC Zürich

Zum ersten Mal in dieser noch jungen Saison hatten die Hoppers eine volle Woche Zeit, sich auf ein Spiel vorzubereiten und es traf nicht irgendeines, sondern das 214. Zürcher Derby. Durch den unnötigen Punktverlust in Vaduz hat man sich etwas mehr Druck auferlegt für dieses Spiel und so war verlieren für den Rekordmeister auf jedenfall verboten. Dass dieses Spiel den ersten Höhepunkt dieser Saison darstellte, widerspiegelte sich im Zuschaueraufmarsch - 15'900 Zuschauer fanden sich im Letzigrund ein, und auch wenn deren Sympathien mehrheitlich auf Seiten des letztjährigen Tabellendritten lagen, so waren es dennoch so viele wie noch nie bei einem Heimspiel der Hoppers seit dem Auszug aus dem Hardturm. Wegen einer Verletzung musste Latour heute auf Captain Smiljanic verzichten. Für ihn rückte Colina in die Abwehr und Cabanas, der wieder in die Startformation rückte, übernahm das Amt des Spielführers. Ansonsten lief dasselbe Team wie in Vaduz auf - also auch mit Calllà, und Touré nur auf der Bank.
Beim Einlaufen der Teams zeigten die FCZler eine schöne Choreografie, derweilen im GC-Sektor wie üblich in Heimspielen auf Derartiges verzichtet wurde. GC begann das Spiel wieder weitaus engagierter als jenes in Vaduz, doch es war auch klar erkennbar, dass ein stärkerer Gegner als im ersten Heimspiel gegen Sion auf dem Platz stand. Nach 10 Minuten kam es zur ersten guten Chance für die Hoppers, doch Bobadilla scheiterte mit seinem Freistoss an Leoni. Im Anschluss darauf gelang es zwar, den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten, doch wurde man auch selber kaum gefährlich. Nach über einer halben Stunde bekam der FCZ dann einen Eckball zugesprochen und daraus resultierten gleich zwei Pfostentreffer, erst per Kopf und dann im Nachschuss, bevor geklärt werden konnte. Gleich anschliessend befand sich GC im Spielaufbau, als Salatic mit einem Traumpass auf den nach innen gerückten Callà überraschte. Dieser lief alleine in Richtung Strafraum und wollte den herausstürmenden Leoni mit einem Lobball überwinden. Der für seine zwar selten gewordenden, jedoch spektakulären Aussetzer bekannte Torhüter klärte mit den Händen ausserhalb des Strafraums und wurde mit der roten Karte bestraft. Jedoch wurde die Freude über die numerische Unterzahl des Gegners durch das Wissen über die Stärke des Ersatztorhüters etwas gemindert. Kurz vor der Pause kam Vallori nach einem weiteren Eckball zu einer hervorragenden Gelegenheit die Führung zu erzielen, doch wurde der Versuch vom kurz zuvor ins Spiel gekommenen Guatelli glänzend zunichte gemacht. Halbzeit - es stand wieder einmal 0:0 und es gab trotz leichter Überlegenheit der Hoppers aus dem Spiel heraus kaum Torszenen.
Die zweite Hälfte konnte mit einem Mann mehr und neuem Mut in Angriff genommen werden. Trotz der Überzahl bekam es Bobadilla nach 50 Minuten gleich mit zwei Gegenspielern in der Nähe der Eckfahne zu tun. Obwohl er bereits am Boden lag, setzte sich der Argentinier schlussendlich durch und schoss von der Seitenlinie auch direkt aufs Tor, wo der Ball leider ein drittes Mal in diesem Spiel vom Pfosten zurückprallte. Sechs Minuten später gab es dann einen Eckball für GC von der anderen Seite. Callà brachte diesen auf den kurzen Pfosten, wo Salatic mit einem herrlichen Kopfball die Führung erzielte. Schön zu sehen, wie das Team bei Eckbällen, dank Callà, wieder an Gefährlichkeit gewinnt - nach Vaduz bereits das zweite Tor nach einem seiner Corner. Für einmal fiel nicht postwendend der Ausgleich, der Ball konnte vom eigenen Tor weggehalten werden. Nach 67 Minuten musste Zarate angeschlagen von Platz - für ihn kam Sabanovic ins Spiel - eine noch etwas offensivere Variante als zuvor. Leider war es sechs Minuten dann soweit, ein weiter Pass auf den rechten Flügel des FCZ, und die Abstimmung in der Abwehr funktionierte nicht. Mikari blieb auf Abseits spielend stehen, weshalb sein Gegenspieler alleine loszog, Colina kam zu spät um diesen effektiv am Torschuss zu hindern und auch Jakupovic war bei diesem aus kurzer Distanz abgegebenen Schuss nicht über alle Zweifel erhaben, wenn auch die entscheidenden Fehler bereits zuvor gemacht wurden. Der Sektor der Hoppers verstummte vorerst wieder, nachdem die Stimmung nach dem Führungstor endlich etwas besser geworden war. Auch in der letzten Viertelstunde konnte sich keines der beiden Teams durch die gegnerische Defensivabteilung hindurch kombinieren. Vier Minuten vor Schluss wurde es wieder durch einen überraschenden, aber sehr präzisen weiten Pass von Cabanas auf Sabanovic gefährlich. Den Ball schön angenommen, wurde der Neuzugang aus Wil bei seinem dritten Teileinsatz für GC von Tihinen eindeutig zu Boden gerissen. Auch der Verteidiger des FCZ erhielt die rote Karte und GC den fälligen Elfmeter. Bobadilla übernahm die Verantwortung und die Erlösung war bei allen Hoppers sicht- und hörbar gross, als der Ball im Netz und die erneute Führung Tatsache war. Nur noch wenige Sekunden und die wichtigen und absolut verdienten Punkte wären dem Punktekonto hinzugefügt worden. Noch ein letzter Wechsel - Zuber kam für Lulic. Vier Minuten Nachspielzeit wurden angezeigt und in der letzten dieser Minuten kam GC zu einem Freistoss in der gegnerischen Platzhälfte und nun folgte die spielentscheidende Szene. Der Ball wurde von Cabanas zum nächsten Mitspieler gespielt, welcher jedoch von Gegenspieler umzingelt war - wobei die freistehenden Alternativen mit zwei Mann mehr auf dem Feld mit Sicherheit vorhanden waren - und der Ball wurde sogleich verloren. Ein weiter Ball in den GC-Strafraum, Colina geht zur Unzeit ungestüm in den Zweikampf, trifft den Spieler und der heute sehr gute Schiedsrichter Busacca musste einen weiteren Elfmeter pfeifen. Der FCZ liess sich nicht zweimal bitten und schon stand es wieder 2:2. Der Schock sass tief bei allen Hoppers, während die FCZler feierten als wären sie gerade Meister geworden.
Nun denn, was geschehen war, darf so einfach nicht passieren. Nicht wenn man gegen einen zahlenmässig und heute auch spielerisch unterlegenen Gegner zweimal in Führung liegt. Man muss den Freistoss in der Nachspielzeit intelligenter nutzen und dass das Foul, welches zum Penalty führte, alles andere als notwendig war, ist ebenfalls ganz klar. Es gilt aus den begangenen Fehlern zu lernen und wenn man sich einen Überblick über das Gesamtbild verschafft, kann man sehen, dass es vollkommen unnötig ist, jetzt alles schlecht zu reden. Die Saison ist erst vier Spiele alt und auf dem Konto befindet sich ein Punkt mehr als zum gleichen Zeitpunkt in der letzten Saison, dies obwohl man bereits gegen Basel und den FCZ gespielt hat (was damals noch bevorstand!), obwohl man heute in den Schlussminuten versagt hatte (was in der letzten Saison schon zweimal geschehen war) und schliesslich: obwohl damals noch im Hardturm gespielt wurde. Die kommenden Gegner in der Meisterschaft heissen Xamax und Luzern - hier müssen die Punkte gewonnen werden, letztlich ist ein Remis von aussen betrachtet "genug" gegen den FCZ, ärgerlich ist lediglich die Art und Weise wie das Resultat zustande kam. Der Lerneffekt aus dem Spiel sollte allerdings schnell von Statten gehen, denn es wartet die Reise nach Polen für das Hinspiel in der 2.Qualifikationsrunde zum UEFA-Cup gegen Lech Poznan (Anpfiff ist am Donnerstag den 14.08.2008 um 20h45 im Mijeski Stadion in Polen) und gleich am Sonntag darauf führt der Weg mit dem Extrazug der "IG GC Züri" nach Neuchâtel (das Spiel findet statt am 17.08.2008 um 16h00) statt.

zu den Bildern