:: FC Zürich - Grasshoppers

Immer wenn ein neuer Spielplan rauskommt schaut man zuerst gegen wen man als erstes spielt und dann gegen wen zuletzt. Wie es der Zufall wollte stand in der letzten Runde das Zürcher Derby an, natürlich per Zufall ein Heimspiel für den FCZ. Die meisten GC-Fans hatten wohl schon da irgend ein komisches Gefühl. Je näher die letzte Runde kam, desto mehr wurde dieses Gefühl bestätigt. 2 Wochen vor dem Spiel kam die erste negative Meldung betreffend Tickets. Sämtliche Vergünstigungen und Alterslimiten für freien Eintritt sind gestrichen. Gut, da die Hütte ziemlich sicher voll wird, einigermassen verständlich. Einen Tag später startet auch der Vorverkauf, wo man feststellen musste, dass die Preise um mehr als 15.- erhöht wurden. Nach und nach gingen die Tickets weg, ausser auf der Westseite, welche den Gästefans zugeteilt ist. Da der FCZ die Tickets für die Westseite von Anfang an in den freien Verkauf gab (aber im Nachhinein behauptet diese solange wie möglich zurückbehalten zu haben), kauften natürlich auch Fans des Stadtrivalen Tickets für den GC-Block. Durch den erst am Montagabend bekannt gewordenen Trainerwechsel, keimte nochmals etwas Hoffnung auf, dass man in diesem Spiel auf dem Feld nicht sang- und klanglos untergehen wird. Da war es aber schon zu spät, am Tag darauf wurde gemeldet dass alle Tickets verkauft worden sind - 2 Tage vor dem Spiel. Von nun an konnte man sich dem Thema betreffend dem Gästeblock widmen. Ein Stadtzürcherderby in dem Fans beider Lager in einem Block stehen? Da muss man kein grosser Kenner der Szene sein um zu merken, dass dies absolut nicht funktionieren wird. Der erste Versuch an die Fairness der beiden Lager zu appellieren - ziemlich lächerlich, dies wirkt vielleicht beim Hornussen, aber nicht beim Fussball. Aber für was hat denn der Fussballverband Reglemente? Ja richtig, solche wo man Punkte bekommt, die man gar nicht verdient hat. Dort drin zu finden ein Punkt wonach die Gästefans durch Gitter von den restlichen Fans abgetrennt sein müssen, dazu sanitäre Anlagen sowie Verpflegungsstände vorhanden sein müssen. Zum Glück ist die Estrade West eine zusammengesteckte Rohrtribüne. So mussten nur einige Trennelemente eingesteckt werden, dazu wurden noch höhere Gitter mit Kabelbindern daran "befestigt". So entkamen die Verantwortlichen wohl der Höchststrafe (Forfaitniederlage?). Nun zum Spieltag. Auf dem Weg zum Eingang 4 welcher den GC-Fans zugwiesen wurde, fällt einem von weitem schon was auf. Sehr viele mit weissem Oberteil (Offizieller FC-Dresscode) gekleidete Personen stehen im Eingangsbereich wo sie sicher nicht reingehören. Da die beiden Zivilpolizisten auf der anderen Strassenseite die Augen nicht auf diese Gruppe gerichtet hatte, wurde das ganze als Jux einiger GC-Anhänger vermutet. Als man sich dann in diesem Trubel befand wurde sehr schnell klar, dass dem nicht so ist. Ca. 15 Personen der K4 suchten die Eskalation. Bei einem Hochriskiospiel kann man wenigstens erwarten, dass die Polizei sich die Sache mal vor Ort anschaut. Die waren aber überall nur vor Ort nicht. Einige fragten sich weshalb man diese Leute nicht gleich einpackt, als Antwort gabs: auf dem Stadiongelände dürfen wir nichts machen. Und jetzt draussen? Ja da haben sie ja nichts gemacht (mal ganz abgesehen von der Person die niedergeschlagen wurde). Als die selbe Gruppe einige Minuten später mit Verstärkung erneut Richtung Eingang 4 marschierte, ging die Polizei frühzeitig dazwischen. So verlagerte sich die Szenerie ins Stadioninnere. Ein erstes Element des Trennzauns wurde innert Kürze weggerissen, da das ganze nur mit Kabelbindern befestigt war, nicht wirklich erstaunlich. Die 10 Deltas dazwischen wehrten sich so gut es ging, dass ein Durchbruch nicht möglich wurde. Auf Seiten GC wurden keine Anstalten gemacht, den Zaun auf ihrer Seite ebenfalls nieder zu reissen. Diese Szenen alle noch in der Stunde vor Spielbeginn. Auf der Tribüne machte sich dann der eine oder andere der unten keine Lust mehr hatte gegen den Zaun zu treten bemerkbar. Als dies bei einer Person mit Funkverbindung gemeldet wurde und man doch endlich mal den Sicherheitsverantwortlichen an den Ort des Geschehens holen solle, hörte man Sachen wie: Was soll der Landolt hier? Ihr seid doch die Fanverantwortlichen... Bei Spielbeginn begaben sich dann die beiden eigentlich Hauptverantwortlichen für dieses Chaos zur Fanabgrenzung. Vom Spielfeld aus, sicher hinter dem Zaun, wurde versucht mit Reden, Stadionverbotsandrohungen und Videoaufnahmen das ganze zu beenden, mit dem kleinen Erfolg, dass nicht mehr gross rumgeklettert wurde. Gegenstände (Brötchen, Münzen, Steine usw.) flogen aber weiterhin von der einen Seite zur anderen und umgekehrt. Das Stadion mittlerweile bis auf den letzten Platz gefüllt, der Grossteil der Heimfans folgte der Auffordreung weiss zu tragen, naja. Das Geschehen auf dem Platz enorm spannend, umso mehr als bereits nach wenigen Minuten das Basler Führungstor bekannt wurde. GC hatte erstaunlicherweise einiges vom Spiel. Kurz vor der Pause kam es dann wie es schon oft gekommen ist, der Gegner erzielt die Führung. Riesen Krach im Hardturm. Nach der Pause hiess es 45 Minuten auf den Ausgleich hoffen, in Basel stands 2:0. Dos Santos setzte seinen Freistoss an die Latte, so half sogar Coltorti in den Schlussminuten bei Cornern noch vorne aus. 4 Minuten Nachspielzeit, mutig, wenn man bedenkt was im Stadion abgehen wird, sollte das 1:1 wirklich noch fallen. Da den Hoppers in dieser Saison aber auch alles vergönnt bleibt, kam es wie es kommen musste. Coltorti lässt einen Freistoss abprallen, Abstauber 2:0. Der Meister steht fest, es ist der grösste Erzfeind. Dass das ganze im heimischen Stadion und in einem Direktduell passiert, macht die Sache umso schlimmer. Eine tolle kämpferische Leistung hat nicht zu einem Punktgewinn gereicht, macht aber auch Hoffnung für die kommende Saison. Zurück zu den Szenen in der Gästekurve. Minuten vor Spielende marschiert die Polizei mit etwa 40 Mann in Vollmontur in die eingepferchte GC-Fanmasse. Da das Spiel zu dieser Zeit noch hätte kippen können, sicher keine schlechte Idee. Da die einen mit feiern beschäftigt waren, zogen die GC-Anhänger entäuscht ab. Vor dem Eingang warteten 3 Extrabusse zum Hauptbahnhof. Diese waren, mässig gefüllt, zügig weg. Mehrere GC-Fans waren noch im Stadion innern. Draussen kam dann die Mitteilung: So das war übrigens der letzte Bus , kommt keiner mehr, könnt selber sehen wie ihr nach Hause kommt. So ging man dann hald aufs Tram. Man kam genau 2 Stationen (Fischerweg, muss auch das noch sein?) als der Chauffeur vermeldete er könne wegen feiernder Fussballfans nicht weiterfahren. So marschierte man noch ein bisschen und konnte Leute auf dem Weg in den Hardturm beobachten die seit 20 Minuten Fussballfan sind. Immerhin haben sie in Lektion 1 schon mal 2 Wörter gelernt, Züri und Meischter. In Lektion 2 werden sie dann erfahren dass Zürich gar nicht Meister ist, sondern eine Stadt. In dem Sinne schöne Sommerpause.

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